Für das dreitägige Event (26. bis 28. Juli) mit den jeweils sechs stärksten Männer- und Frauen-Teams der Faustballnation unternimmt der Verein enorme Anstrengungen. Insgesamt 6 000 Besuchende werden erwartet und mit der zusätzlichen Organisation des alljährigen STB-Jugendzeltlagers auf dem Gelände sind alle Generationen beisammen. Der Aufwand mit Showbühne, Musikbands und Remmidemmi soll sich lohnen – für den Verein wie für die Sportart.
Nachgefragt
mit Alwin Oberkersch
In der Faustballszene ist Alwin Oberkersch bekannt wie ein bunter Hund. Er bekleidet seit jeher unterschiedliche Funktionärsämter (STB Landesfachgebietsausschuss seit 2005, IFA Präsidium 2015-2023), spielte in der Männer-Bundesliga und ist als Schiedsrichter und Turniermoderator auf höchster Ebene unterwegs. Aktuell ist der 43-Jährige vom TV Stammheim auch als Vorsitzender des Organisationskomitees mit der Vorbereitung der Deutschen Meisterschaft der Frauen und Männer gefordert.
Wie kam der TV Stammheim zur Ausrichtung dieses Sport-Highlights?
Mit der Eröffnung unseres Faustballstadions 2016 waren wir uns einig, dass wir die neue Infrastruktur mittelfristig auch für ein großes Event nutzen. Ende 2022 kam die Idee auf, dass wir uns für die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft der Männer und Frauen 2024 bewerben. Nach kurzer Zeit haben wir den Zuschlag bekommen.
Der TVS hat schon viele hochkarätige Turniere organisiert. Inwieweit nützt diese Erfahrung jetzt?
Wir haben ein seit vielen Jahren gewachsenes Team und blicken auf große Erfahrung zurück. Unser jährliches Turnier, die Pfister Stuttgart Open, sowie die Europameisterschaft 2008, die Deutsche Meisterschaft der Männer in der SCHARRena 2012, die Deutsche Meisterschaft der Frauen in der Halle 2016, dazu Länderspiele und Jugendmeisterschaften – das ergibt einen guten Grundstock an Ausrichtungserfahrung. Ich selbst habe die letzten fünf Männer-Weltmeisterschaften in verschiedenen Positionen begleitet. Bei der WM 2023 in Mannheim waren weitere Stammheimer rund um die Präsentation der Spiele im Einsatz. Für mich war es ein Ansporn den OK-Vorsitz zu übernehmen und die Erfahrungen in eine Veranstaltung fließen zu lassen, die ihresgleichen sucht.
Ist die Stammheimer Infrastruktur ein Pluspunkt?
Ja und nein. Wir haben in den letzten acht Jahren unsere Heimspielstätte ständig weiter optimiert. Dennoch ist die Sportanlage sehr klein für eine Veranstaltung dieser Größe. Wir haben beispielsweise für die Positionierung der Tribünen oder der Videowall auf den Zentimeter genau gemessen und müssen Kompromisse eingehen. Ein Plus ist aber der Standort Stuttgart bezüglich finanzieller Förderung und Sponsorengewinnung.
Wie groß ist das OK-Team?
Es besteht aus sieben Ressorts und zwölf Personen. Die Ressortleiter haben ihre Aufgaben weiter strukturiert und den Kreis der hauptsächlich handelnden Personen auf rund 20 Personen ergänzt. Zum Auftakt habe ich meinem OK-Team eingeimpft, groß zu denken und für alle Planungen gedanklich immer zuerst ins oberste Regal zu greifen. Meine Ressortleiter haben diese Aufforderung verinnerlicht und alle machen einen sensationellen Job. Wie hier Ehrenamt mit Beruf und Familie unter einen Hut gebracht wird, ist nicht hoch genug einzuschätzen, zumal wir nebenbei unseren normalen Spielbetrieb mit 27 Mannschaften stemmen. Für die Veranstaltung möchten wir 400 Helfer gewinnen, die diese DM mittragen – beginnend mit dem Aufbau eine Woche vor dem Event bis zum Abbau bis drei Tage danach.
Verlief die Vorbereitung reibungslos?
Wir mussten einen zeitlichen Rückschlag in der Abstimmung mit Faustball Deutschland hinnehmen. Durch den damals Verantwortlichen wurden Fristen, Absprachen und Zusagen nicht eingehalten. Das hat Zeit und Nerven gekostet und wir standen kurz vor der Rückgabe der Meisterschaft. Bis wir den Ausrichtervertrag unterzeichnen konnten, dauerte es ein ganzes Jahr. Dass wir schon eineinhalb Jahre vor der Veranstaltung in die Planungen eingestiegen sind, war nicht zu früh.
Der Countdown läuft: Welche Baustellen bereiten noch Sorgen?
Mit dem aktuellen Stand bin ich sehr zufrieden. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber alle großen Entscheidungen sind getroffen, Dienstleister und Lieferanten beauftragt: LED-Banden, Videowall, Fernsehproduktion für den Livestream, zwei Tribünen, Zelte, eine überdachte Showbühne, Hüpfburgen, zwei Live-Bands, Getränkewägen und vieles mehr – unsere Einkäufer waren fleißig. Zudem wird das alljährliche STB-Jugendzeltlager mit rund 500 Kindern und Jugendlichen ebenfalls in Stammheim stattfinden, auch dafür ist alles auf den Weg gebracht. Die DM 2024 wird so stattfinden, wie wir es uns beim Kick-off gewünscht haben – als Veranstaltung der Spitzenklasse.
Inwieweit unterstützen die Stadt Stuttgart, andere Vereine, Sponsoren oder Unternehmen?
Wir erwarten über die drei Tage 6.000 Besucher auf unserer Anlage. Eine solche Veranstaltung kann eine Faustballabteilung mit 200 Mitgliedern nicht allein ausrichten. Netzwerkarbeit ist unerlässlich, sei es im Verein mit seinen sieben Abteilungen und 2.000 Mitgliedern, oder bei Genehmigungen und Auflagen, Zuschüssen, beim Schließen von Partnerschaften mit Unternehmen, beim Konsultieren von Experten. Die Veranstaltung hat ein Volumen von rund einer viertel Million Euro. Das lässt sich nicht allein aus Tickets und Bewirtungseinnahmen stemmen. Zuschüsse und Sponsoring machen einen wichtigen Teil der Einnahmen aus. Da haben wir mit der Stadt Stuttgart, aber auch mit zahlreichen Sponsoren und Partnern an unserer Seite, die eine DM in diesem Ausmaß erst ermöglichen.
Beobachtet Ihr steigendes Interesse der Öffentlichkeit am Faustball? Immerhin mehren sich zum Beispiel TV-Beiträge, sei es bei der Männer-WM 2023 oder der Hallen-DM der Frauen, im Februar in Calw?
Das wird sich am DM-Wochenende zeigen. Wir stecken viel Aufwand und Geld in die Vermarktung und Kommunikation im Vorfeld der Veranstaltung. Ein ausverkauftes Stadion, hohe Klickzahlen im Stream und zahlreiche Besucher sind natürlich unser Ziel. Steter Tropfen höhlt den Stein, und da haben die angesprochenen Veranstaltungen mit ihrer Medienpräsenz sicherlich Spuren hinterlassen.
In den vergangenen Jahren hatten DM-Gastgeber immer auch einen Startplatz sicher, das ist nun nicht mehr der Fall. Wie geht Ihr damit um?
Eine Wildcard für den Ausrichter war nie unser Antrieb die DM auszurichten. Eine sportliche Qualifikation ist aus meiner Sicht der einzig richtige Weg zu einer Deutschen Meisterschaft, und diese Chance haben unsere Bundesligamänner und -frauen jede Saison aufs Neue. Wir haben allerdings – da bisher Ausrichterplätze üblich waren – gemeinsam mit Faustball Deutschland eine gute Lösung gefunden, die unseren Bundesliga-Frauen ein Qualifikationsspiel gegen den Dritten der ersten Bundesliga Süd am Freitagabend ermöglicht. Ein guter Kompromiss im Sinne aller: Es gibt eine rein sportliche Qualifikation und dennoch können wir als Ausrichter die Veranstaltung bereits am Freitagabend mit einem Highlight insbesondere für die Stammheimer Faustballfans und unsere Spielerinnen eröffnen.
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